1949 und 1950 bestellte die Hauptverwaltung der Deutschen Eisenbahn (ab 1950 Deutsche Bundesbahn) bei der Industrie neben Baumusterwagen der "Leichtbauschnellzugwagen" und Leichtbau-Eilzugwagen auch doppelstöckige Eilzugwagen für den innerdeutschen Verkehr. Ein DB-Werbefilm zeigt die Fahrzeuge sehr ausführlich.
Die Konstruktion basierte auf den Doppelstock-Zwillingswagen der Lübeck-Büchener Eisenbahn (LHB 1936) und den Erkenntnissen aus der Entwicklung der DRB-Leichtbauwagen 1937/1939/1942. Viele Bauteile hatten die Wagen gemeinsam mit den weiteren Baumusterwagen der kurzen und langen Bauarten aus 1949 und 1950.
Ein Zug bestand aus 22,5m langen Wagen der Bauarten DBC4üpwe-50, DCR4üpwe-50 und DC4üpwe-50, Drehgestellen der Bauart Minden-Deutz 1950 und einteiligen Taschenfenstern. Die Übergänge waren erstmals nicht mit Faltenbälgen, sondern mit Gummiwulsten ausgerüstet.
Der zweite Zug bestand aus 26,4m langen Wagen der Bauarten DBC4ymg-51, DBCR4ymg-51 und DC4ymg-51 mit Minden-Deutz 1950-Drehgestellen und erstmals mit 2-teiligen Übersetzfenstern. Alle Wagen waren RAL6008 stahlblau lackiert und mit aufgesetzten Klassenziffern und DSG-Signet aus Leichtmetall beschriftet.
Die Wagen hatten erstmals eingebaute elektrischen Schlußleuchten in den Erkern über der Klassenziffer.
Lieferant beider Züge war Wegmann in Kassel.
Die Wagen wurden als Musterzug zunächst im Verkehr Frankfurt-Giessen-Siegen-Dortmund (deshalb der Direktion Essen zugeteilt) und später im Raum Hamburg eingesetzt. Zuglok war planmäßig eine der wenigen blauen 03.10. Nach 1970 liefen die Wagen als DByg/DBymg mit einem Ayse und einem DDm-912 im Verkehr Köln-Gerolstein bis zu ihrer Ausmusterung.
Spätere Änderungen:
1955 wurden die Taschenfenster der drei 22,5m-Wagen gegen messingfarben eloxierte Übersetzfenster ausgetauscht, die Küchen und Restauranteinrichtungen ausgebaut und die Wagen in RAL 6007 flaschengrün gestrichen.
1957 wurden an den Wagenenden oben in die Dachecken integrierte elektrische Zugschlussbeleuchtungen eingebaut. Zuvor hatten die Wagen nur Halterungen für Oberwagenlaternen an gleicher Stelle. RAL6020 chromoxydgrün waren die Wagen in EP. III nie!
Einen Umlaufplan der als Wagengruppe zusammengefassten Doppelstockwagen (auch die kurzen Wagen wurden einsatztechisch als "m" eingeordnet) für den Herbst 1958 zeigt das 1958-Projekt.
Die Umlackierung in RAL 6020 erfolgte 1967 mit Neubeschriftung entsprechend den UIC-Vorgaben, dabei entfiel auch bei allen gemischtklassigen Wagen die 1. Klasse. Ein Foto des ehem. 79 001 im Jahr 1974 zeigt www.eisenbahnstiftung.de. Die Wagen der kurzen Bauart wurden ab 1968 als Bauart 546, 547 und 548 geführt, die Wagen der langen Bauart als 471, 472 und 473. Zwischen 1974 und 1976 wurden alle Wagen ausgemustert,.
2 kurze Wagen wurden 1979 von Herrn Walterscheid (sen.) in Lohmar mit einer 44 auf seinem Werksgelände aufgestellt.
Die Fahrzeugsammlung wurde von seinen Erben leider nach seinem Tod umgehend an Ort und Stelle verschrottet.
Modelle:
HERIS hat 2005 die 22,5m-Wagen in allen Ausführungen geliefert:
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Abbildung: HERIS DBCR4üpwe-50
Die Wagen sind zwar im Vergleich zu Schnellzugwagenmodellen der Wettbewerber etwas grob gestaltet, dies fällt aber wegen der ohnehin geringen Detailreichheit des Aufbaus nicht auf. Insgesamt sind die Wagen im Zugverband stimmig, lediglich das DSG-Wappen über der Mitteltür fehlt. Die Nachbildung der MD-Drehgestelle ist unbefriedigend, es fallen unnötige Befestigungslöcher auf.
Ich konnte nicht prüfen, ob die Wagen bereits mit seitlicher Kardanlichtmaschine geliefert wurden. Standardmässig war das Drehgestell in der Bauausführung 1950 für den Abtrieb zu einer am Wagenboden längs aufgehängten Kardanlichtmaschine konstruiert. Bis 1959 wurden alle 26,4m-Wagen in dieser Ausführung geliefert, später aber auf seitliche Kardanlichtmaschine umgebaut.
Die 26,4m-Wagen wurden 2009 von Lemke/Hobbytrain und auch von TRIX geliefert. Die Wagen von Hobbytrain haben eine vom Vorbild stark abweichende Kopfgestaltung sowie in allen Ausführungen auffällig zu kleine Klassenbezeichnungen. Die Wagen kuppeln zu weit auseinander und haben zu kleine Gummiwulste (TRIX-Gummiwulste dieser Wagen sind zu breit!). Ansonsten sind sie hervorragend gearbeitet. Vor allem die Nachbildung der Übersetzfenster ist weitaus besser gelungen als bei TRIX und HERIS. Zudem wird eine überflüssige Ep. IIIb/RAL6020-Ausführung geliefert, die sich aber hervorragend verkauft. Inzwischen gibt es auch eine Ep. IIIb-Ausführung in orrekter Lackierung. Ich habe auf die Beschaffung dieser Modelle verzichtet und stelle sie hier nicht vor.
TRIX:
Abbildung: TRIX DBCR4ymg-51
Die Wagen von TRIX haben eine einfacherer Darstellung der Übersetzfenster und der Dachfläche, sind insgesamt aber gut gelungen und passen trotz der ärgerlichen hochglänzenden silbrigen Fensterrahmen (richtig wären matte, bei den grünen Wagen messingfarbene Fensterrahmen) sehr gut zu den Heris-Modellen. Die TRIX-Modelle haben in dieser blauen Ausführung keine seitlichen Kardanlichtmaschinen, sondern am Drehgestellrahmen befestigte Riemen-Generatoren - das scheint mir richtiger zu sein als die HERIS-Ausführung. Damals hatte man die Lichtmaschinen noch am Fahrzeugboden über Kardan oder am Drehgestellrahmen unter dem Fahrzeug befestigt. Die grünen Fahrzeuge müssten allerdings Kardanlichtmaschinen an den Drehgestellen haben. Den blauen Wagen fehlt die Darstellung der elektrischen Schlußleuchte in den Erkern über der Klassenziffer - eine sehr kurzlebige Lösung.
Das Dach der TRIX-Wagen wurde ab Werk recht gelungen gealtert. Das ist eine gute Idee, denn die Wagen wurden nur mit Dampf- und Dieselloks gezogen. Das ab Werk silbrige Dach (Weissaluminium) war innerhalb weniger Tage völlig verschmutzt, für maschinelle Seitenreinigung eigneten sich die Wagen nicht.
Bei manchen Modellen hängt die Inneneinrichtung der oberen Etage durch.
Ein Kupplungsbild (die Wagenköpfe sind beim Vorbild vollständig baugleich!):
HERIS bietet 2015 eine "Sonderpackung" mit 4(!) bunten Wagen an. Nicht nur, dass es von der nachgebildeten Bauart nur 3 Wagen gab, die Lackierung und Bedruckung ist weitgehend vorbildlos.
Text und alle Fotos, soweit nicht abweichend vermerkt, © Will Berghoff 2007/2021
Literaturhinweis: In MIBA 7/2009 stellt Alfred Fordon seine Superung der Wagen und der 03.10 vor.