Die Umbauwagen der Deutschen Bundesbahn waren seit den 60ern bei alle großen Modellbahnherstellern im Katalog zu finden. Sie waren Standardfahrzeuge im Regionalverkehr und bundesweit im Einsatz. Noch zu Zeiten der Eigenständigkeit konstruierte Fleischmann für die Baugröße H0 diese Wagen von Grund auf neu und entsprechend dem Stand der Technik. Nach mehr als 25 Jahren erhielten die Roco-Modelle endlich eine spürbare Konkurrenz.
Aus auch auf viele Anfragen nicht erklärten Gründen lieferte Fleischmann bisher (Stand 2012) die Wagen nicht in der wichtigsten Epoche IIIb-Ausführung. Zunächst erschienen die Modelle in der nur kurz und selten anzutreffenden Epoche IV-Beschriftung mit vereinfachter Anschrift. In einer Digital-Startpackung (#86365) lieferte man als Jahressonderserie ein AB3yge+B3yge-Päarchen in Ep. IIIb. Derzeit sind die Wagen als Epoche IIIa-Modelle in paarweiser Verpackung im Handel. Modelle der Epoche IIIa sind wenig gefragt und deshalb werden die Wagen inzwischen zu einem humanen Preis "verramscht". Im Rahmen dieser Aktion erhielt ich die Packung 509601 mit einem CPw3yg und einem C3yg. Inzwischen sind auch zwei weitere Päarchen dazugekommen und damit alle Wagen vorhanden.
Zum Vorbild:
Nach dem 2. Weltkrieg befand sich der Wagenpark der meisten europäischen Eisenbahnen in einem desolaten und überalterten Zustand. Viele Betriebe, so auch die DB, bauten auf altbrauchbaren Fahrgestellen Reise- und Güterwagen nach vereinheitlichten und modernen Konstruktionsprinzipien auf. So entstanden bei der DB ab 1954 zunächst die *3yge, ab 1958 abgelöst durch die 4yge und ab 1960 durch die bekannten n-Wagen "Silberlinge" in den Werken der DB.
Die DB beschaffte insgesamt 6.582 Wagen der 3-achsigen Bauart, 1 Steuerwagen CPw3ygef, 726 CPw3yge, 1.119 BC3yge, 4.736 C3yge und einige 2-achsige Zellenwagen. Die 3-Achser wurden nur paarweise mit vorgespannter Festkupplung eingesetzt. Ihre Eektrik war auf beide Wagen des Paares gleich verteilt und somit redundant zu Beleuchtung beider Wagen. Alle Wagen wiesen ausschliesslich Polstersitze auf.
Das Modell:
Über dieses Modell zu meckern ist Kritik auf sehr hohem Niveau. Die Detaillierung ist für ein Großserienmodell erstklassig, mit bemerkenswerten Einzelheiten, aber nicht ohne Mängel.
Wichtig für den Einsatz ist zunächst einmal das Zugbild in gemischten Zügen. Da Fleischmann, wie auch Märklin/TRIX, stets Rücksicht auf engste Radien und hochstehende Kupplungen nimmt, fällt der Blick also erst einmal auf die Höhenlage. Die Federung ist komplett entlastet dargestellt und sorgt so für die vom Hersteller erwünschte Höhenlage. Gekuppelt mit dem Roco-Modell fällt dies nur bei den Trittstufen wirklich auf, ansonsten wirkt das Zugbild recht gleichmäßig. Man erkennt allerdings auch den wichtigsten Fehler des älteren Roco-Modells - der zu große Abstand zwischen Fensteroberkante und Dachunterkante. Die Dachkanten liegen daher auf gleicher Höhe, auch die Lüfteroberkante ist auf gleiche Höhe.
Die Griffstangen sitzen bei Fleischmann zu weit innen, sind aber ab Werk montiert. Die Anschriften sind korrekt mehrfarbig und richtig, die Untersuchungsdaten entsprechen den Ablieferungsdaten. Die Zuglaufschilder sind nur aufgedruckt. Die Heizungsschalter sind nicht beschriftet, auch fehlt das "e" als Nebengattungszeichen. Vermisst habe ich die Dynamos zur Ladung der Batterien. Die Klassenziffern in Ep. IIIa müssten, da sie bei dieser Bauart keine Email-Schilder unter den Fenstern sind, als Aluminium-Ziffern erhaben ausgeführt sein. Dies hat Fleischmann aus nachvollziehbaren Gründen - wie alle anderen Hersteller auch - unterlassen, aber die Ziffern in metallischer Färbung ausgeführt. Alle Fenster sind geschlossen, leider keines, auch nicht das WC-Fenster, gekippt. Für den FREMO-Frühsommer ist das ungünstig.
Am Kopf sind die E-Kupplungen mit verkürztem Kabel dreidimensional angegossen - leider auch am Kurzkuppelende, wo sie sicher nicht in den Halterungen stecken würden, sondern permanent gekuppelt wären. Leider hat Fleischmann die Unterschiede in der Kopfgestaltung zwischen Kuppel- und Kurzkuppelende nicht berücksichtigt. Somit weist auch das Kurzkuppelende die integrierten Schlussleuchten auf. Das aber mag manchen gefallen, denn diese Schlussleuchten sind die am besten gestalteten Schlussleuchten, die ich bisher bei einem Ep. III-Modell gesehen haben. Dafür hat man weder die Kopffenster des Dienstabteils im Pw noch die schmalen Kopffensterchen aller Wagen neben dem Gummiwulst als eingesetze Scheiben konzipiert. Schade - aber immerhin gibt es die Fenster beim Pw wenigstens. Leider sind die WC-Fensterscheiben nur etwas aufgerauht, eine Weissung fehlt. Der CPw hat am Pw-Ende vorbildgerecht keine Lüfterkästen, die Ladetüren sind stimmig und auch die Fenstergitter wirken glaubhaft. Die Inneneinrichtung ist leider sehr vereinfacht - beim Katalogpreis könnte man eine höhere Detaillierung des Inneraumes erwarten. Andere Wettbewerber leisten dies.
Der Übergang zwischen Dach und Kopfwand ist bei diesem Bautyp problematisch, weil beim Vorbild keine umgebördelte Dachkante existiert. Fleischmann kommt hier dem Ideal schon recht nahe. Eine Meisterleistung des Formenbauers aber sind die Türanschlagstreifen an den Wagenecken. Dies habe ich bisher bei keinem anderen Modell so gesehen.
Sehr platt gestaltet - und bei manchen Lieferungen gar krumm wie eine Banane - ist der Gummiwulst, so sieht man ihn beim Vorbild nicht. Aufmerksamkeit erforder das Verbinden der beiden Wagen zum einsatzfähigen Paar. Fleischmann achtet bei der Montage leider nicht auf die korrekte Zusammenstellung. So findet sich die Kuppelstange beim CPw auf der Dienstabteil-Seite. Die Elektrik der Vorbildwagen zwingt aber zu einer stets einheitlichen Kupplung. Es werden Paare gebildet aus 2*C3yge, BC3ge+C3yge, 2*B3yge (z.B. Hamburg-Aumühle und Hamburg-Lübeck) oder C3yge+CPw3yge. Bei allen Paaren sind die WC jeweils am äusseren Ende, nur beim CPw3yge wird dessen WC zum Festkuppelende zu finden sein.
Ein Vergleich mit dem Roco-Modell findet sich auf www.modellbahn.net.
Wer Ep. IIIb-Wagen braucht, kann mit Gassner-Ziffern und Buchstaben problemlos eine provisorische Umbeschriftung ab 1956 darstellen, es wurden lediglich die Klassenziffern abgeschraubt und die neuen aufgemalt sowie die Hauptgattungszeichen übermalt und der "DB-Keks" aufgemalt. Das "Pw" blieb noch bis in die 60er erhalten, auch die gelben Anschriften verschwanden erst bei späteren Fristarbeiten. Das korrekte RAL6007 der Wagen ist ebenfalls kein Hindernis, kaum ein Wagen wurde bereits in Ep. III in RAL6020 neu lackiert. Der 1.-Klasse-Streifen kann ebenfals bis 1962 einfach entfallen, da bis dahin noch Neubau-Wagen ohne diesen zu sehen waren.
Ich habe 56 EUR für das Paar bezahlt - dafür habe ich eine angemessen Leistung bekommen. Die weiteren Wagen habe ich für je 39,90 € pro Paar bekomen. Eines Tages werden diese Modelle sicher auch in Ep. IIIb erscheinen. Aber ob dann noch "Dienstraum" am richtigen Ende des Wagens angeschrieben steht?
Text und alle Fotos: Hans W Berghoff 2012 Zum Vergrößern der Fotos auf 640px bitte rechts klicken und Bild im Browser anzeigen lassen