Im Rahmen der Aufarbeitung der Deutschen Geschichte (im Themenbereich Regierungszüge) hat sich Liliput auch dem Einzelstück Salon R 6üe-40 Bln 10 245 gewidmet. Zum Vorbild hat Jens Nestvogel auf seinen Seiten zu den DRG-Salonwagen geschrieben.

Dieser Speisewagen fällt durch seine von der Regelbauart abweichende Fensterteilung und vor allem durch seine 3-achsigen Drehgestelle der Sonderbauart "Görlitz" auf. Für diesen und andere Salonwagen gab es zusätzlich Breitspurdrehgestelle. Nach der Rückgabe des Wagens durch die US-Army Ende 1951 an die DSG wurde der Wagen aufgearbeitet und als Speisewagen 1227 durch die DSG eingesetzt. Es blieb aber bei der flexiblen Bestuhlung. Eine Innenansicht des DSG 1227 oder des nahezu baugleichen DSG 1226 zeigt www.eisenbahnstiftung. Der 1226 (2-achsige Drehgestelle) ist auf www.eisenbahnstiftung.de ebenfalls (diesmal noch nicht mit Klimaanlage, 1956) zu sehen.

Im Juni 1973 wurde er ausgemustert und bei beim ESW Gelsenkirchen in Gelsenkirchen-Bismarck hinterstellt. 1980 brannte der Wagen ab.

LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 Küchenseite L385511

Liliput-Bachmann bietet derzeit das DSG-Fahrzeug in zwei Ausführungen an:

Liliput-Bachmann WR6üe-40 DSG 1227

L385511 DSG Ep. III WR6üe-40 (Foto: LILIPUT)

In diesem Zustand wurde der Wagen in den 1950er Jahren eingesetzt.

 
 

Liliput DSG WR4üge 51 80 88-40 227-7

L385531 DSG Ep. IVa WR6ügh 152.1 (Foto: LILIPUT)

In diesem Zustand wurde der Wagen ab 1966 bis ca 1970 eingesetzt.

Der Epoche-IV-Wagen hat Gummiwülste und die vollständige UIC-Beschriftung (nicht vor 1.1.1966 aufgebracht) in der Anordnung 1965 ("Übergangsbeschriftung") wagenmittig unter einem erhöht angeordneten "DSG"-Schriftzug. Die in die Dachecken eingelassenen Oberwagenlaternenhalterungen wurden bei diesem Wagen bereits ausgefüllt. Dieser Zustand ist fotografisch belegbar (Ulf Schleef, Pfeilerbahn Hamburg, 6.6.67). Eine weitere wesentliche Änderung der Beschriftung erfolgte um 1970. Der Wagen büsste seine Zierstreifen und die DSG-Anschriften ein und wurde als DB-Wagen mit der modereneren Schrifttype "Speisewagen" analog den weiteren DB-WRümh-152 beschriftet. So gelangte er nach Gelsenkirchen.

Das Modell (L385511):

LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 innen
LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 Kopf
LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 Anschriften

Beide Modelle geben das Vorbild prinzipiell gut wieder. Die Detaillierung entspricht den anderen "Schürzenwagen"-Modellen (konstruktiv aus z.T. den 1970er Jahren) und ist damit etwas einfacher, als man es auch bei Liliput-Bachmann von Neukonstruktionen gewohnt ist.

  • Es gibt keine angesetzten Details wie Griffe und der Wagenboden ist bis auf eine angedeutete Bremsanlage leer. Sämtliche charakteristischen "Bunker"-Kästen und die Batteriekästen fehlen - sind aber im Betrieb ohnehin nicht sichtbar. Das beim Vorbild auffällige Rohrsprengwerk fehlt ebenfalls. Die Kopfseiten sind nahezu undetailliert.
  • Die Drehgestelle sind nach Vergleich mit den Original-Drehgestellen sehr flach graviert und zu glänzend. Die Räder entsprechen NEM, sind aber im Durchmesser sehr klein (10,5mm bei NEM310). Ob das korrekt ist, muss ich noch verifizieren. Die unteren Aufstiegstritte sind aus Gründen der betriebssicherheit vorbildwidrig am Drehgestell befestigt.
  • Beim Ep. III-Wagen sind die Aussparungen für die Schlusszeichen etwas flach und ausgerundet geraten, zudem müssten die eigentlichen Halterungen längst entfernt worden sein, da die Schlüsse bei diesem Wagen schon 1955 nicht mehr auf dem Dach zu befestigen waren, lediglich die leeren Ausparungen blieben bis 1965 erhalten.
  • Der Wagen ist elektrisch bereits für eine Innenbeleuchtung (von Fleischmann) vorbereitet, die Stromabnahme erfolgt von allen Achsen, die mittleren Achsen sind gefedert und, da ohne Spitzen in Klammern geführt, seitenverschiebbar. Die Räder laufen schwer.
  • Der Wagen ist in seinen Hauptabmessungen maßhaltig.
  • Die "Schürze" wurde aus betriebstechnischen Gründen verschmälert und verkürzt. Beim Vorbild waren die Drehgestelle oberhalb der Radlager nicht zu sehen. Die MÄRKLIN-Lösung mit anklipsbaren Blenden würde hier ebenfalls sinnvoll sein.
  • Das gewählte Rot ist angenehm seidenmatt und entspricht der jeweils gewählten Epochen. Die Beschriftung ist inhaltlich korrekt und fein aufgedruckt, erreicht jedoch nicht die Schärfe, wie sie beispielsweise Fleischmann zeigt. Die Farbe der Beschritung ist nicht getroffen. Das "gelb" ist bei beiden Wagen eher ein warmes "goldorange" und für den Ep. IVa-Wagen absolut unangebracht, da er nach der letzten Aufarbeitung 1965 (anlässlich des Staatsbesuches von H.M. Elizabeth II) keine gelben Anschiften mehr hatte.
  • Auch die Nachbildung der Klima-Anlage fehlt dem Ep.-IVa-Modell. Bei diesem Modell sind die Fenstergriffe dann ebenso überflüssig wie die meisten Dachlüfter. Dafür fehlt allen Modellen der Abzug auf dem Dach.
  • Die Inneneinrichtung ist sehr vereinfacht, die flexible Bestuhlung nicht nachgebildet. Die gewählten tütenförmigen Tischlampen (Typ: "retro-Orient-Express") sind bei DSG-Wagen vorbildlos und zu hoch.
  • Die mit weisser Farbe zugeklatschten Küchenfenster stellt eine erhebliche Vereinfachung der Realität dar.
  • Die Zugluftschutzdecken bzw. Zugluftschutzscheiben im Speiseraum fehlen ebenso wie die Vorhänge völlig. Bei den beweglichen Fenstern müssten die Metallrahmen als schmale Linie zu sehen sein.
LILIPUT WR6üe-40/52 Gangseite
LILIPUT WR6üe-40/52 Gangseite
LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 Dach
LILIPUT WR6üe-40/52
LILIPUT WR6üe-40/52 Boden

Anmerkung: Ich haben keinen Zugang zu verlässlichen Zeichnungen dieses Einzelstücks. Somit sind mir Aussagen über z.B. die Gesamthöhe des Modells nicht möglich. Der Wagenkasten entspricht in seinen Abmessungen den mit bekannten Maßen. Im Zugbild mit den am Markt verfügbaren Schürzenwagen (Liliput und Märklin) wirkt er zu hoch. Im Zugbild mit den Fleischmann-35ern passt es. Die wenigen verfügbaren Fotos des Wagens zeigen, dass der Rahmen sehr viel tiefer auf dem Drehgestell sitzt. Dies wäre im Modell wohl trotz der schon zu kleinen Räder nur unter Verzicht auf die Schürzen über dem Drehgestell möglich, so, wie es Märklin bei den Schlaf- und Speisewagen der Regelbauart gezeigt hat. Ein Kollege beschreibt im Stummi-Forum H0 den Umbau, der sich als überaus umfangreich erwiesen hat. Vielleicht muss man aber wirklich nur die den Wagenkasten tiefer setzen und die zu kleinen Räder gegen korrekte RP25 austauschen, denn Fotos zeigen, dass die Salonwagenbauarten eine deutlich höhere Dachunterkante haben als die Regelbauarten. Allerdings zeigen sich die Sonderbauarten der ehemaligen Regierungszüge im Zugbild in ihren Abmessungen überaus unterschiedlich. Viele "Maßzeichnungen" scheinen da eher geraten als gemessen zu sein. Beispielfotos: Salonwagenzug Sal4ü und WGSmz853 und Sal4ü zwischen WRüge und B3yg aus der DSO-Seite des DSO-Users F-B-I vom 19.7.2010

LILIPUT WR6üe-40/52 mit ADE Avmh
LILIPUT WR6üe-40/52 mit ADE Avmh
LILIPUT WR6üe-40/52 mit PIKO AR4ümg
LILIPUT WR6üe-40/52 mit LS-Models AR4ümg

Beim Vorbild war der Wagen zumeist im Sonderverkehr (Regierungsfahrten und Staatsbesuche, Charterfahrten oder Messe-Sonderverkehr) sowie als Reservewagen eingesetzt oder stationär (z.B. als Trainigswagen lange Zeit auf dem Küchengleis Köln Hbf). So kann man den Wagen guten Gewissens in illustren Wagenzügen (auch östlich der BRD!) einsetzen oder auch einfach auf einem Kopfgleis abstellen - jedenfalls, solange es kein besseres Modell gibt.

Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt: ©Will Berghoff 2015