Im Dezember 2018 lieferte WIKING Modellbau das H0-Modell des Vidal Tempo Matador in der ersten Ausführung 1949 mit Hochpritsche aus. Man bezieht sich dabei auf eine alte Tradition, gab es doch schon ein 1:50 Modell und ein Drahtachsermodell dieses Typs in der Anfangszeit.
Ab 2006 lieferte der Hersteller EPOCHE ein zeitgemäßes H0-Modell aller Bauarten. Somit hat der Markt nicht gerade nach einer WIKING-Auflage gerufen. Auch das EPOCHE-Modell hatte seine Schwäche - die B-Säule war deutlich zu lang. Dennoch gefiel das Modell durch die feinen Gravuren und die geringe Materialstärke bei Karosserie und Ladefläche.
Epoche ist die klare Trennung zwischen Vorbau und Fahrerhaus nicht gelungen.
Wiking hat dafür die Linienführung des vorderen Türanschlags nicht getroffen und eine Krümmung eingebaut, die das Vorbild nicht aufwies - hier war es nur ein einfacher Knick.
Während die Winker bei der hier betrachteten EPOCHE-Auflage der zweiten Version in der B-Säule eingebaut waren, hätte WIKING sie als Anbau zwischen Ladefläche und Fahrerhaus nachbilden müssen - Fehlanzeige.
Die Tragkonstruktion der verstärkten Ladefläche wurde beim WIKING-Modell nicht getroffen, die deutlich sichtbaren Längsträger fehlen.
Die Türfenster erscheinen bei WIKING etwas zu hoch und verfehlen damit die Proportionen des Vorbilds.
Auf den ersten Blick fällt die deutliche Materialstärke bei WIKING ins Auge - und das merkwürdige "Vogelbad" auf der Haube. Hier sollte eigentlich ein Deckel auf gleicher Ebene wie der Vorbau die Lüftung (oder den Tankdeckel?) abdecken. Da hat der Graveur die Zeichnung wohl falsch verstanden. Die eingesetzten Gläser in den Frontscheinwerfern bei WIKING sind, ebenso wie die Bedruckung, sehr gut gelungen.
Die Prägung der Front könnte schärfer sein und weniger auftragend.
Die konische Form des sich nach hinten weitenden Fahrerhauses ist von WIKING nicht nachgebildet worden.
Ein Blick auf das Fahrwerk zeigt, dass WIKING hier mehr Aufwand getrieben hat als EPOCHE:
Den für unbeladene Fahrzeuge typischen Positiven Sturz der Räder hat kein Hersteller je realisiert.
Fazit: Ein unnötiges Modell von WIKING mit schönem Fahrwerk - vielleicht macht man daraus mit einem guten Aufbau einen schönen HANOMAG Matador oder einen TEMPO WIKING?
Der Post-Kastenwagen hat seine eigene Seite.
Zum Vorbild: Mit dem Wirtschaftswunder stieg auch der Anspruch der Käufer an die Fahrzeuge. Vidal&Sohn entwickelte deshalb 1949 als Nachfolger des 3-Rad-LKW HANSEAT der Vorkriegszeit den MATADOR, einen einfacher Transporter mit Rohrchassis und Frontantrieb. Die erste Auflage mit geteilter Frontscheibe wurde von einem VW-Motor (Variante des Käfer und Typ1-Motors) angetrieben. Nachdem VW 1953 die Lieferung der Motoren böswillig einstellte, wurde das Fahrzeug umkonstruiert und eine leichtere Version mit der Bezeichnung WIKING(!) dazugestellt.
Der TEMPO-Club hat viele Informationen und Bilder zu den TEMPO-Fahrzeugen bereitgestellt.
Text und alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, ©Will Berghoff 2018