SA4ük-28 Köln 20 507 bei Ablieferung Foto: Westwaggon Link: RWWA
SB4ük-28 Köln 24 507 bei Ablieferung Foto: Westwaggon Link: RWWA

Die besonders anspruchsvollen Reisenden des RHEINGOLD-Express, die überwiegend aus Großbritannien mit der Kanalfähre in Hoek van Holland ankamen, erlebten auch in den Salonwagen der damaligen 2. Klasse einen besonderen Komfort.

Es gab keinen dezidierten Speisewagen. Statt dessen wurden alle Reisenden an ihrem bequemen Platz so bedient, wie man das damals in einem Luxushotel und vermutlich auch daheim erwartete.

SB4ük-28 Nr. 24 507 Speisewagen 2. Klasse Foto: Westwagon Link: RWWA
SB4ük-28 Nr. 24 507 Speisewagen 2. Klasse Foto: Westwagon Link: RWWA

Jedem Reisenden stand in der 2. Klasse in zwei Großräumen ("Salons" für Raucher und Nichtraucher) bequeme Plätze in 2+1-Teilung vis-á-vis mit Tisch zur Verfügung. Die beiden Salons des SB4ük-28 verfügten über 31 Plätze. Für die maximal 72 Reisenden in den beiden von der Küche dieses Wagens betreuten 2.-Klasse-Salonwagen waren 6 MITROPA-Mitarbeiter zuständig: Oberkellner, Küchenchef, 2 Kellner, ein Koch und ein Küchenhelfer.

Serviert wurden neben einem (englischen) Frühstück jeweils frisch zubereitete, internationale Speisen und auch regionale Spezialitäten aus den vom Zug befahrenen Regionen sowie selbstverständlich High Tea.

So verbrachten die zumeist britischen Reisenden als gefragte Devisenbringer ihre Reise nach Köln, durch das Rheintal nach Heidelberg, Basel, Luzern oder Mailand auf angenehmste Weise. Dafür war zusätzlich zum Fahrpreis der 2. Klasse noch ein besonderer Zuschlag zu entrichten.

RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de
RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de

Die Wagen waren bei Lieferung im unteren Teil und am Wagenkopf in hellviolett gehalten, die Fensterbereiche crèmefarben. Die Anschriften "MITROPA", "DEUTSCHE REICHSBAHN" und die Klassenziffern sowie die Zierbemalung waren messingfarben bzw. aus Messing.
1932 wurden die Wagen umlackiert, statt hellviolett war die Grundfarbe nun pflaumenblau . Zudem wurde ab 1929 an den Salonwagen unter den Fenstern bei den Einstiegstüren mit Messingbuchstaben die Anschriften "RHEINGOLD" angebracht. Die Wagennummern wurden auf 10 5xx, 10 7xx und 105 00x geändert. Angeblich war alle goldfarbenen Anschriften und Zierlinien mit Blattgold belegt.

Alle 6 Wagen waren 23,5m lang erhielten Drehgestelle der Bauart "Görlitz II schwer" für besonders ruhigen Lauf. Lieferanten waren LHB, Wegmann, O&K und Westwaggon. 1932 wurden die Drehgestelle auf die Bauart "Görlitz III schwer" getauscht, um eine bessere Laufruhe zu erreichen.

1929 wurden weitere 4 SB4üK-29 unverändert nachgebaut.

Der Wagen 10 511 wurde 1939 als Baumuster in einen gemischtklassigen Wagen mit kleiner Küche umgebaut und technisch modernisiert. Weitere Umbauten unterblieben.

Im Sommer 1939 mit Beginn des Krieges endete dieser Komfort, da der internationale Reiseverkehr eingestellt wurde.

DRG SB4ük-28 Bauart "Rheingold"
Wagennummer
bei Ablieferung
Wagennummer bei Umzeichnung 1934 Verbleib nach 1945 Umbau zu Verbleib
Kln 24 501 10 701 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1234

+10/67
Kln 24 503 10 703 Köln DR (Bizone) WG4ük-28/50 Nr. 10 801 78->FEK
Kln 24 505 10 705 Köln DR (Bizone) USATC  

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1237

+6/67
Kln 24 507 10 707 Köln DR (Bizone) WG4ük-28/51
Blau, mit Schürze
Nr. 10 802
80->Intraflug,RBMT,FEK
Kln 24 509 10 709 Köln DR (Bizone)  

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1238

+7/67
Kln 24 511 10 711 Köln
ab 1939 SAB4ük-28/39
DR (Bizone) AB4ü-28/51
blau
Nr. 11 538
+69
Kln 24 513 10 713 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1235

+11/66
Kln 24 515 10 715 Köln DR (Bizone) USATC

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1239

4/73->Intraflug, FEK
Kln 24 517 10 717 Köln DR (Bizone) WG4üke
Nr. 10 803
80 -> FEK
Kln 24 519 10 719 Köln CSD WR CSD  

Kein Wagen dieser Bauart ist mit unveränderter Ausstattung erhalten geblieben. Bei den Speisewagen wurden auch die Wagenkästen geändert.

Anmerkung zur 2. Klasse:

Heute ist dies die 1. Klasse. Die damalige erste Klasse "für Höchste und allerhöchste Herrschaften" wurde nach 1918 in Deutschland nur noch im internationalen Verkehr angeboten. Dies waren im wesentliche Zubringerzüge zu Seehäfen oder Züge, die Deutschland durchquerten oder Berlin mit dem rest der Welt verbanden. Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel diese 1. Klasse europaweit und die 2. und 3. Klasse wurde jeweils nominell heraufgezeichnet, ohne sich zunächst zu ändern. Neu eingeführt wurde damals der Trans-Europ-Express (TEE), der durch einen Zuschlag den dort gebotenen besonderen Komfort möglich machte. Vorhandene 1. und 2. Klasse-Wagen und Abteile wurden denen der neuen 1. Klasse tariflich gleichgestellt. Die Wagen des RHEINGOLD waren zu diesem Zeitpunkt bis auf die DSG-Wagen 1230 bis 1234 ihres besonderen Komforts beraubt.

Bedeutung der Wagenbezeichnung:

"S" = Salonwagen

"B" = 2. Klasse

"4" = Drehgestellwagen mit 4 Achsen in zwei Drehgestellen

"ü" = Wagen mit wettergeschützter Durchgangsmöglichkeit zum nächsten Wagen

"K" = vollwertige Wirtschaftsküche

Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt ©Will Berghoff 2019