Der Modellbahnhersteller BRAWA hat inzwischen ein bemerkenswert umfangreiches Programm an hochpreisigen, hochwertigen und hochdetaillierten Modellen in den Spurweiten 0, H0 und N auf den Markt gebracht und wird sicher nicht nur von den Modelleisenbahner-Käufern, sondern auch vom etablierten Wettbewerb kritisch beobachtet. An den Produkten scheiden sich so manche Geister, einerseits aufgrund des z.T. mutigen Preises, andererseits aufgrund der vielen angesetzten und damit verlustanfälligen Teile. Damit ist der Käuferkreis sicher schon eng gezogen und entsprechend anspruchsvoll. Ein kritischer Blick fällt also auf jede der vielen BRAWA-Neuheiten bei Erscheinen:

 

BRAWA bevorzugt bei der Auswahl der Modelle häufig die Raritäten der Schiene. So auch beim VT 137 der Bauart "Stettin". Schon bei der Messeankündigung wurde eine Ausführung gezeigt, die nicht den Betriebszustand des Fahrzeuges nachbildet, wohl aber so nur für den Tag der Vorstellung und einige Probefahrten in Schlesien fotografisch dokumentiert ist.

Dies gibt dem Hersteller die aus meiner Sicht zweifelhafte Gelegenheit, ein Modell mit dem angedeuteten Symbol einer Zeit anzubieten, auf die wir Deutsche nicht mit Freude zurückblicken können. Tatsächliche wurde der Triebzug wenige Wochen nach der Auslieferung im März 1940 wie alle Dieseltriebwagen der DRB bis zum Kriegsende zur Treibstoffeinsparung abgestellt oder der Deutschen Wehrmacht übergeben. Diese Fahrzeuge wurden alle in einem "Kriegsgrün" lackiert, um aus der Luft nicht so leicht erkannt zu werden. Tatsächlich wurden die Triebwagen erst nach 1948, meist nach Umbauten/Reparaturen in den Regelbetrieb gebracht, soweit sie und die Steuerwageneinheiten noch vorhanden waren.

Selbstverständlich liefert BRAWA auch in Details angepasste Nachbildungen des späteren Betriebszustandes bei DB und DR. Ob allerdings der Bauzustand DB vor 1960 mit angesetztem oberem Spitzenlicht tatsächlich, wie auf der Messe ausgestellt, geliefert wird, konnte ich nicht herausfinden. Ausgeliefert wurde die nach 1960 modernisierte Version, u.a. mit integriertem oberen Spitzenlicht.

Der optische Eindruck ist, wie von BRAWA inzwischen längst gewohnt, hervorragend. Man kann sich bei der Betrachtung kleinster Details völlig verlieren...

Die Inneneinrichtung ist sehr einfach gehalten und nicht ohne besonderes Geschick und Glück zugänglich. Der Digitaldekoder (21pol) kann sehr einfach von unten eingesteckt werden.

Aus dem Kreis der Modellbahner kommen allerdings häufige Hinweise, dass die Kupplung der beide Treibwagenteile nicht leichtgängig in den Kurven funktioniert und bei bestimmten Gleislagen mangels Rückstellung zur Entgleisung führt. Ein Modell der Preislage 300-420 € sollte die technischen Grundanforderung vollkommen erfüllen.

Wenn nun BRAWA meint, dass die optische Ausführung einen höheren Stellenwert beim Käufer hat als die technische Ausführung, so zeigt dies einen nicht unerwarteten Wandel des Käuferwillens auf. Die Modelle werden wohl meist keinen Fahrbetrieb erleben, sondern in der Vitrine oder im Karton eingelagert werden.