Seit 2015 sind die Einheitseilzugwagen der Bauart 1936 von ESU in aufwändiger Fertigung in nunmehr 2 Auflagen am Markt. Bereits vor ESU hatte BRAWA diese Bauart angekündigt, hat sich dann aber bis 2018 mit der Auslieferung Zeit gelassen.
Den sehr gelungenen ESU AD4yse als eine Variante der ESU-Modelle hatte ich in 2016 in der 2. Auflage beschrieben. Bevor ich nun alle meine Roco-Wagen gegen neuere Modelle tausche, wollte ich das BRAWA-Modell abwarten und prüfen.
Eine Sicherheitswarnung vorab: Bei beiden Herstellern können verrutschte Gewichtsplatten die nicht isolierten Leiterbahnen der Radstrohmabnehmer kurzschliessen! Jochen Leisner ("AW Lingen") hat hierzu für den ESU-Wagen eine Lösung anzubieten. Beim BRAWA-Wagen genügt das Einkleben des Gewichtes in die Passung im Wagenboden.
Deshalb müssen die ROCO-Modelle ersetzt werden:
Leider hatte ROCO seinerzeit die untere Fensterlinie entsprechend den E30 konstruiert und damit viel zu hoch - ein sehr auffälliger Fehler der ansonsten damals beispiellos detaillierten Wagen. Der PIKO-Wagen hat beim Vorbild die gleichen Abmessungen wie der E36, aber:
Als "Testkauf" habe ich mir die Modelle des BR4ye und des WLC4y(e) gekauft. Beide Wagenkästen sind identisch mit dem 8-türigen Eilzugwagen dieser Bauart und damit repräsentativ.
Fazit: Meine Enttäuschung über die BRAWA-Modelle ist in Teilen groß:
- Es beginnt bei der schwabbeligen Verpackung, die die Wagen nicht ausreichend schützt. Im Geschäft fand ich einen Wagen, der verkehrt herum verpackt war und dadurch erheblich beschädigt. Alle Verpackungen der Lieferung waren unansehnlich verformt.
- Mein BR4ye (46 176) hat teilweise verbogene Griffstangen.
- Einige Griffstangen haben in der Längenmitte nach außen große Angußstege. Das führt wohl durch den mies konzipierten Blister zu den verbogenen Stangen.
- Die Türgriffstangen sind unten korrekt am Rahmen angebracht, ESU hat hier montagebedingt die Griffstangen in Türbereich enden lassen. Die Passgenauigkeit dieser Steckbefestigung ist begeisternd - Sie flutschen fast von allein fest in ihre Löcher.
- ein lose herumrutschendes Bodengewicht und
- augenscheinlich eine nicht korrekt eingebaute Inneneinrichtung, denn sie sitzt schief und zu hoch. Das fällt besonders bei den Tischen auf, deren Fläche statt unter der Fensterunterkante eben darüber sitzt. (Abhilfe gibt es hier)
- Die Bremsen am Drehgestell hingen schief.
- Zudem rollt der Wagen so rauh, als wären die Räder auf dem Schotter unterwegs und ohne Spitzenlager. Andere Käufer berichten über ebenfalls eiernde Räder und nicht korrektes Spurmaß.
Ein kurzes Video (Youtube) zeigt, wie die Räder "eiern"
Hinweis an DSO-Besucher: Falls die Bilder auf meinen Seiten zu klein erscheinen, können sie mit der rechten Maustaste als Vollbild aufgerufen werden ("Grafik anzeigen") - auf meinem Monitor erscheinen sie allerdings auch ohne diese Aktion schon in doppelter Originalgröße. Auch die Ansicht im Webbrowser kann man mit Strg+Scroll verändern. Oft ist auch nur der hochauflösende Bildschirm einfach zu klein...
Optisch sind im Vergleich zum ESU-Modell einige Abstriche zu machen:
- Die Faltenbalge sind nicht gefedert
- Die Innenraumdetaillierung ist einfacher gehalten,
ESU und BRAWA E36
- BRAWA hat sich nicht um die Darstellung der nicht benutzbar gemachten Einstiegstüren beim BR4ye gekümmert, ESU hingegen, wie man am AD4yse sieht, sehr gründlich. Für die normalen Sitzwagen ist dies nicht relevant.
BRAWA und ESU E36 - Die Drehgestelle wirken unschärfer geformt, die Achsfeder zu klein und "matschig". Für die, die auf brauchbare Austauschdrehgestelle für die FLEISCHMANN-F-Zug-Wagen warten: Im Gegensatz zum ESU-Drehgestell hat das BRAWA-Drehgestell nur eine außermittige Anlenkung, ist also für den notwendigen Umbau z.B. der FLEISCHMANN-35er nicht geeignet. Das ohnehin bessere ESU-Drehgestell ist aber leider nicht einzeln verfügbar.
- Bei BRAWA sind viele Details als Ersatzteil gelistet - ein Vorteil gegenüber ESU, wenn sie auch verfügbar bleiben.
- Bei beiden Herstellern melden Käufer Kurzschlüsse. Ursache bei BRAWA sollen die Achsen sein, bei ESU eine unisoliertes Gewichts im Wagenboden.
Der Wagen ist für Innenbeleuchtung mit der Platine BRAWA 2212 vorbereitet (8-Punkt-Stromabnahme). Es muss allerdings gelötet werden. Für AC-Betrieb ist ein Mittelschleifer BRAWA 2222 verfügbar. Die ab 1951 umgebauten Wagen hatten zwei Reihen Leuchstoffröhren als Deckenbeleuchtung.
Eingezogene Faltenbälge mit Detaillierungsteilen und die Teile für die Pufferbohlendetaillierung (nur für Vitrine) liegen bei. Gummiwülste sind als Ersatzteil bereits gelistet, ebenso Rundpuffer. Das lässt auf weitere Varianten hoffen.
Die Formkonstruktion und Bedruckungsfeinheit der Wagen zeigt, was heute möglich ist. Die Qualitätssicherung hat hier noch Nachholbedarf. Es bleibt bei BRAWA, wie wir es gewohnt sind - niemals die erste Auflage kaufen und hoffen, dass es eine zweite Auflage geben wird.
Zum WL4ye-47 kommentiere ich getrennt. Die Kommentierung des BR4ye sowie Bilder der Inneneinrichtung zeige ich hier.
2020 erschien bei BRAWA der WR4yke-49 DSG Nr 555 mit doch etlichen sehr störenden Fehlleistungen. Hoffentlich legt ESU hier schnell nach.
Text und alle Fotos, soweit nicht anderes vermerkt: ©Will Berghoff 2018