Gleissysteme

Eisenbahnen sind spurgebundene Systeme - auch bei der Modelleisenbahn. Die Wahl des Gleises bestimmt meist lange und grundlegend, welche Modelle man einsetzt. Andererseits bestimmen manche Modelle den Einsatz eines bestimmten Systems. Es will also bedacht sein. Ich betrachte hier nur den Maßstab 1:87 "H0" ('halb-null') und hier auch nur die "Normalspur" - beim Vorbild 1.435mm, umgesetzt auf die Modellbahn H0 sind das 16,5mm Spurweite (Innenmaß zwischen den beiden Außenschienen einer geraden Strecke).

Grundsätzlich sind die am Markt befindlichen Gleissysteme unabhängig von der Betriebsart, aber einige sind nahezu fest mit bestimmten Marken verbunden und wenig Kompatibel zu anderen Marken.

Zu betrachten sind

  • die Technik der Stromzuführung zum Fahrzeug
  • die Rad/Schiene-Geometrie
  • Vollsystem, Teilsystem oder Bausatz
  • Gleis mit oder ohne Bettungskörper

Bei der Stromzuführung unterscheidet man zwischen Mittelleiter-Systemen und Systemen, die den Fahrstrom nur über die beiden gegeneinander isolierten Schienenprofile zuführen(Zweischienen-Zweileiter).

Mittelleitersystem sind "TRIX-Express" mit drei gegeneinander isolierten Zuführungen, es spielt heute keine Rolle mehr am Markt und das Mittelleiter-Punktkontakt-System, für das der Hauptanbieter MÄRKLIN [TM] verschiede Gleissysteme anbietet. Beide Systeme möchte ich hier nicht weiter betrachten, da sie mit dem Zweischienen-Zweileiter-System nicht kompatibel sind. Sie bieten allerdings für viele betriebliche Vorteile, das MÄRKLIN[TM]-Punktkontaktmittelleiter-System ist in Deutschland sehr verbreitet.

Die betrieblichen Normen des Morop zum Fahrweg sind unter den NEM 102 bis 340 zu finden

Lange bevor ROCO die Wiederauflage des Bettungsgleises für 2017 ankündigte, hatte ich einen kleinen Vorrat an Geraden, R9 und R10 sowie passenden Weichen, Kreuzungen und DKW als Gebraucht- und Neuware im Internet "eingesammelt". Gerade die gebrauchten Gleise bedurften der optischen Aufarbeitung.

ROCOline R10
ROCOline R10 (zum Vergrößern rechts anklicken)

Das normale Streckengleis und die einfachen, nicht polarisierten Weichen lassen sich leicht in ihre Bestandteile zerlegen. Der schwarze Basis-Rost und das Gleis müssen abgenommen und beiseite gelegt werden. Das Bettungsgummi wird gewaschen, getrocknet und einfach mit handelsüblichem "Granit-Spray" nach Vorgabe des Herstellers lackiert. Ich habe die dunkle Variante genutzt, sie wurde dennoch recht hell. Die Trocknung auf diesem Material dauert deutlich länger als von Lack-Hersteller angegeben. Bisher hält die Farbe gut und das Material wird nicht angegriffen. Ich werde das aber weiter beobachten. Zunächst spricht das Ergebnis, wie ich finde, für sich.

Verwendete Farbe:

Ich habe MotipDupli Plastikote Stonetouch "Manhattan Mist", die dunkelste der 8 Farbtöne, benutzt - bezogen bei Hornbach. Es trocknet matt auf und muss für den Innenbereich nicht überlackiert werden. Alternative Produkte mit möglicherweise abweichendem Ergebnis habe ich nicht getestet. Es gibt auch: Wilckens Granit Effekt grau (Wasserbasis, muss also grundiert und überlackiert werden) bei Obi und Belton Granit-Effekt (lösungsmittelbasiert, muss klar überlackiert werden) auch in einem deutlich dunkleren Gemsich "schwarz". Weitere, ähnliche Produkte habe ich am Markt nicht gesehen, mögen aber im Angebot sein.

Tip:

Wichtig ist, diese Effektlacke gründlich zu schütteln und dies jede Minute bei Gebrauch zu wiederholen. Man sollte alle Gleisbettungen möglichst zusammen sprayen, da Farbabweichungen bei unterschiedlich intensiver Schüttelung nicht auszuschliessen sind.

 

Aktuelle Gleissysteme für das Zweischienen-Zweileiter-System eignen sich grundsätzlich alle gleichermaßen für den Betrieb mit aktuellen Großserienmodellen. Dennoch gibt es Unterschiede in der Gleis-Philosophie.

Manche Systeme sind komplett, andere nur mit wenigen Gleistypen verfügbar. Dazu kommen Kleinserienbausätze und Bausätze für Spezialgleise. Eine Übersicht kann weder aktuell noch umfassend sein. Wichtig für den Modellbahner ist eine dauerhafte Verfügbarkeit, möglichst vor Ort, denn Gleise benötigt man meist "sofort" und der Versand einzelner Flexgleise ist wenig sinnvoll. Fehlen wichtige Systemteile, geht der Gleisbau nicht voran.

Ältere FLEISCHMANN-, TRIX-, RÖWA-, MÄRKLIN-HAMO- RIVAROSSI-, LIMA-, JOUEF- und PIKO-Modelle verfügen über Räder, die nur auf sogenanntem "Standard-Gleis" sicher verkehren können. Auf niedrigerem Gleisen rattern sie entweder über die Gleisauflagen oder stehen gar auf den Schwellen und bekommen so keinen Strom.

Wer höhere Ansprüche an die Modelldetaillierung stellt, wird meist Modelle erwerben, die feinere Räder aufweisen. Dies ist bei manchen Bautypen schon deshalb erforderlich, weil bei engen Abständen der Räder (z.B. Baureihe 18 / S3/6,  94 / , 98.8ff / GtL4/4 bzw. GtL4/5) entweder die Räder im Umfang zu klein ausfallen müssen oder die Gesamtproportion augenfällig verzerrt wird. Einige Hersteller, z.B. BRAWA, FLEISCHMANN, ROCO gehen teilweise auf Radgeometrien nach NEM311 oder RP25 über. Diese kommen hin und wieder mit den größeren Fertigungstoleranzen älterer Gleissysteme nicht zurecht. Zudem wünscht der Modellbahner bei feineren Rädern meist auch feineres Gleis.

Die Geometrie von Rad und Schiene bestimmt die Betriebssicherheit eines Gleissystemes.

Waren die Modellbahnräder früher oft sehr grob und hatten riesige Spurkränze ("Pizzaschneider"), so geht seit vielen Jahren die Tendenz hin zu feineren Nachbildungen - im Extremfall bis hin zu nahezu absoluten Maßstäblichkeit.

Für die Betriebssicherheit ist grundsätzlich eine perfekte Gleislage wichtiger als ein hoher Spurkranz. Wer eine optimale Gleislage nicht gewährleisten kann, sollte also feinere Systeme nicht in Betracht ziehen. Im Gegensatz dazu können Modelle mit gröberen Rädern auf feineren Systemen nicht verkehren. Dennoch gibt es Gleissysteme, die in Grenzen tolerant sind.